10.07.2023

Nach Kranunfall: Familie verklagt Baufirmen

„Versteckt und verzögert“: Eine Familie, die 2020 in einen Unfall mit einem Turmdrehkran in London verwickelt war, verklagt die Unternehmen, die ihrer Meinung nach dafür verantwortlich sind.

Jacqueline und Sam Atkinson lebten im Londoner Stadtviertel Bow in dem Haus, das durch den herabstürzenden Kran zerstört wurde – zusammen mit ihrer Tante June Harvey. Die 85-Jährige kam bei dem Kranunfall ums Leben. Die beiden Hinterbliebenen – Mutter und Sohn – beschreiten nun den Rechtsweg, da drei Jahre nach dem Unfall keinerlei Antworten oder Lösungen eingegangen seien. Siehe: Kran in London umgestürzt.

Jacqueline und Sam Atkinson machen die drei Firmen Swan Commercial Services, PGCS Partnership (in Liquidation) und Swan Housing Association dafür verantwortlich, dass der Kran am 8. Juli 2020 auf ihr Haus krachte. Der Kran wurde erst im Dezember desselben Jahres entfernt, also nach rund fünf Monaten. In dieser Zeit hätten sich die beteiligten Unternehmen nicht darum gekümmert, dass die beiden ordnungsgemäß untergebracht werden oder ihnen eine Behandlung für die posttraumatische Belastungsstörung zuteilwird, unter der sie beide litten.

Ihr Vermieter, Gateway Housing, stellte ihnen ein Hotelzimmer zur Verfügung, bis ihnen im Januar 2021 die Räumung drohte, nachdem sie sich geweigert hatten, vom Tower Hamlets Council eine „unbewohnbare Immobilie“ ohne Küche anzunehmen. Die örtliche Gemeinde und Freunde kamen ihnen zu Hilfe, um das Haus bezugsfertig zu machen.

Eine Untersuchung hat noch nicht stattgefunden. Die Polizei, die in dem Fall immer noch Vorrang hat, hat ihre Ermittlungen noch nicht abgeschlossen. Und die Gesundheits- und Sicherheitsbehörde (HSE) hat keinen Bericht veröffentlicht.

Sam Atkinson sagt: „Ich fühle bin sehr enttäuscht und füher mich im Stich gelassen von den Behörden, die uns eigentlich beschützen sollten, und ich habe das Gefühl, dass sie uns und unsere psychische Gesundheit völlig außer Acht gelassen haben. Nicht nur das Ausbleiben von Antworten ist frustrierend, sondern auch der gravierende Mangel an Kommunikation zwischen der Polizei/HSE und uns. Das Warten auf den Abschluss der Untersuchung war eine Qual, und ich hoffe wirklich, dass wir bald mehr über die Ursache des Unfalls erfahren, der zum Tod meiner Tante führte.“

Die örtliche Parlamentsabgeordnete Apsana Begum fügt hinzu: „Ich bin zutiefst besorgt darüber, dass die Untersuchung des Kranunfalls, bei dem meine Wählerin June Harvey ums Leben kam und der weitere Todesopfer forderte, drei Jahre später immer noch nicht abgeschlossen ist. Die Familie von June und mehr als 90 weitere Personen sind von diesem Vorfall noch immer schwer betroffen. Einige von ihnen leben noch immer in Notunterkünften. Die anhaltenden Auswirkungen auf ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden können nicht hoch genug eingeschätzt werden.“

„Ich unterstütze die Sicherheitskampagne im Baugewerbe, die weitgehend von den Hinterbliebenen und den Gewerkschaften geführt wird, und fordere weiter Antworten und mache auf die unzureichende Regulierung von Gesundheit und Sicherheit im Baugewerbe aufmerksam. Ich werde die Regierung weiterhin auffordern, dafür zu sorgen, dass die Rechtsvorschriften und Leitlinien zur Regulierung von Kranen solide sind und dass Regulierungsbehörden wie die Health & Safety Executive (HSE) die Mittel für eine rigorose Durchsetzung und Ermittlungsbehörden wie die Polizei die Mittel für einen raschen Abschluss ihrer Untersuchungen erhalten.“

Helen Clifford, die Anwältin der Familie, sagt: „Die für den Kranunfall verantwortlichen Unternehmen haben sich versteckt und das Ganze verzögert, um sich der Verantwortung für ihre Fahrlässigkeit zu entziehen und um keine Zahlungen an meine Mandanten leisten zu müssen, auch keine Rehamaßnahmen. Es ist einfach inakzeptabel, dass wir uns drei Jahre später immer noch in dieser Lage befinden. Wir haben ein Verfahren eingeleitet, um diese Unternehmen zu zwingen, die Verantwortung zu übernehmen und meinen Mandanten die ihnen zustehende Entschädigung zukommen zu lassen.“

„Schon frühere Strafverfolgungen durch die CPS und die HSE haben sehr lange gedauert. Es ist so gefühllos, dass die Hinterbliebenen nicht nur den unnötigen und fahrlässigen Tod eines geliebten Menschen erleiden, sondern dann auch noch jahrelange juristische Alpträume haben.“

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