Unsere Nummer 200 ist am Start. Darin finden Sie wie gewohnt viele Informationen rund um die Branche. Diesmal auch ein paar Anekdoten, einige Stimmen und Blicke hinter die Kulissen.
Exklusiv für Sie und Vertikal.net gibt Herausgeber Leigh Sparrow Einblicke in die Anfänge.
„Im August 2003 reiste ich nach Freiburg, wo ich die Übernahme der Mehrheit am Vertikal Verlag bekanntgeben sollte. Die Bekanntgabe an die Mitarbeiter verlief so reibungslos, wie ich es mir nur wünschen konnte, auch wenn ich einen mitleidigen Blick in ihren Augen spürte, die wahrscheinlich dachten: „Weiß der arme Trottel eigentlich, worauf er sich einlässt?“. Dann wurde eine öffentliche Ankündigung gemacht, und wir reisten alle nach Hohenroda zu den Platformers Days.
Dies war nicht mein erster Besuch auf der Messe, und ich hatte das Glück, dass ich viele Aussteller und Besucher aus meiner mehrjährigen Tätigkeit in einem Arbeitsbühnenunternehmen kannte. An den nächsten zwei Messetagen verbrachte ich meine Zeit damit, zu erklären, was ich in meiner neuen Position zu erreichen hoffte, und ich stellte vielen Leuten die gleiche Frage: „Was würden Sie gerne an Kran & Bühne ändern?“ Alle, mit denen ich sprach, antworteten auf die gleiche Weise und mit der gleichen Botschaft – sehr zu meiner Enttäuschung, muss ich sagen: „Bitte ändern Sie nichts! Kran & Bühne ist wirklich gut, perfekt sogar, die Artikel sind kurz und bündig, sachlich und genau, also bitte belassen Sie es so wie es ist!“ „Nichts ändern!!!“
Ich hatte gehofft, eine Liste von Maßnahmen zu erhalten, die dazu beitragen könnten, das verlustbringende Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen, aber das war nicht der Fall, ich ging leer aus. Ich sollte an dieser Stelle erwähnen, dass ich das Unternehmen zu diesem Zeitpunkt noch nicht wirklich gekauft hatte. Ich hatte dem Kauf im Prinzip zugestimmt und eine Absichtserklärung unterzeichnet, aber der Abschluss war erst für die dritte Septemberwoche geplant – ich hätte also noch zurücktreten können. Aber für mich ist ein Geschäft ein Geschäft, unabhängig davon, ob man einen schriftlichen Vertrag hat oder nicht. Es war also klar, dass ich mich auf den kommenden Vertikal-Bauma-Guide, das englischsprachige Magazin Cranes & Access sowie Vertikal.net konzentrieren musste – und genau das tat ich.
Nur acht Jahre später brachten wir die 100. Kran & Bühne heraus, und obwohl ich persönlich nichts verändert hatte, hatte ich das Gefühl, dass die Zeitschrift unter meiner Aufsicht weiter gewachsen und besser geworden war, auch wenn ich mir das nicht selbst zuschreiben konnte. Ich war immer noch der stolze Elternteil. Ungefähr zu dieser Zeit erhielt ich einen Anruf vom PR-Beauftragten eines der größten deutschen Arbeitsbühnenhersteller, der mich nachdrücklich aufforderte, sofort zu einem Treffen mit ihm zu fliegen. Ich erklärte ihm, dass ich bereits einen vollen Terminkalender hätte, dass ich aber in ein paar Wochen auf den Platformers' Days sein würde und ihn dort treffen könnte. Er antwortete: „Ihre Mannschaft in Freiburg mag uns nicht und behandelt uns schlecht“, konnte aber nicht erklären, warum ... Ich fügte hinzu: „Okay, ich bin sicher, dass das nicht stimmt, aber lassen Sie uns in zwei Wochen in Hohenroda treffen und darüber sprechen.“
Wir trafen uns und er wiederholte seine Behauptung, als er mir gegenüber saß, und ich antwortete, dass ich mir sicher sei, dass dies nicht stimme. Dann erzählte er mir, dass er und das Unternehmen, das er vertrat, eine Umfrage unter ihren Kunden durchgeführt hatten, in der sie gefragt wurden, welche Publikationen sie erhielten, welche sie lasen und welche die beste war. Ich dachte: ‚Jetzt wird er mir sagen, dass alle gesagt haben, dass Kran & Bühne Mist ist‘, eine klassische Verhandlungstaktik. Stattdessen überraschte er mich mit den Worten: „Alle, jeder einzelne von ihnen hat uns gesagt, dass Kran & Bühne mit Abstand das Beste ist und die einzige Publikation, die sie ernstnehmen! Deshalb müssen Sie veröffentlichen, was wir Ihnen schicken, ohne es zu ändern!“ Dann klatschte er so fest auf den Tisch, dass die Tassen vom Tisch sprangen! Und fügte hinzu: „Wir werden bei Ihnen Werbung schalten, wenn Sie diese wichtige Sache machen.“
Als ich mich von dem Schock erholt hatte, erwiderte ich, dass gerade die Tatsache, dass wir sein „Material“ nicht veröffentlichten, der Grund dafür war, dass die Leute Kran & Bühne mochten und sie ernstnahmen! „Also, nein! wir würden seine flapsigen Artikel nicht veröffentlichen.“
Das Geld war zwar verlockend, aber ich lehnte es mit großem Vergnügen ab – ich kann einen Diktator nicht ausstehen. Das Unternehmen war inzwischen gefestigt, sodass wir es uns leisten konnten, an unseren Prinzipien festzuhalten und uns weiterhin vor allem auf unsere Leser zu konzentrieren. Meine Philosophie war immer, dass die Anzeigenkunden kommen, wenn die Leser zufrieden sind, und dass die Anzeigenkunden abwandern, wenn die Leser es zuvor getan haben.
Heute, etwa zwölf Jahre später, feiern wir die 200. Ausgabe des Magazins. Mit nach wie vor dem gleichen Team von inzwischen Branchenveteranen, die es leiten. Wir produzieren ein Magazin, das, wie ich finde, wirklich Weltklasse ist und auf das ich unheimlich stolz bin. Aber für das ich persönlich keine Lorbeeren ernten kann – abgesehen davon, dass ich vielleicht das wirtschaftliche Klima geschaffen habe, in dem unser Team hervorragende Arbeit leisten kann. Der gesamte Verdienst geht an Rüdiger, Alex, Keng, Nicole und unsere Grafikdesignerin Anke. Ich möchte mich bei ihnen für all die Liebe und Mühe bedanken, die sie im Laufe der Jahre hineingesteckt haben, und – was vielleicht am wichtigsten ist – bei Ihnen, unseren Lesern und den vielen treuen Anzeigenkunden, die das alles letztendlich möglich machen.“
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