In dreijähriger Entwicklungszeit hat Ruthmann eine neue 100-Meter-LKW-Bühne entwickelt und gebaut, den „Steiger“ T1000 HF. HF steht für Highflex, den Namen der Baureihe, welche der Hersteller mit dem neuen Topmodell krönt.
Back to the roots, könnte man meinen, denn vor gut 20 Jahren, im Jahr 2001, war der münsterländische Betrieb schon einmal mit einem 100-Meter-Modell vorgeprescht, der TTS 1000. Die Geschichte ist bekannt, das Gerät hätte dem Unternehmen damals fast das Genick gebrochen. Im Rückblick kann man sagen: Ruthmann war seiner Zeit weit voraus.
Seit gut 15 Jahren gibt es einige LKW-Arbeitsbühnen mit Arbeitshöhen um und über hundert Meter, seien es die beiden Groß-Brontos mit 104 und 112 Metern, die Wumag-Palfinger-Maschine WT1000 bzw. P1000 oder zuletzt die Forste 100TJJ von Socage. Einige davon sind in die Jahre gekommen oder werden gar nicht mehr gefertigt.
Kurzum: Das Timing scheint diesmal gut, Ruthmann mit seiner neuen T1000 HF spekuliert auf Ersatzbeschaffungen für ältere Großgeräte. Gut 20 Exemplare will das Unternehmen an den Mann (und die Frau) bringen, wie Gesamtvertriebsleiter Christian Roß gegenüber Vertikal.net sagte. Pro Jahr kann Ruthmann am Stammsitz in Gescher-Hochmoor im Nordwesten Deutschlands ab 2025 zwischen 15 und 20 seiner Topmodelle fertigen, entweder 90er- oder 100-Geräte. Nur mal so nebenbei: Von seiner 90-Meter-Einheit T900 HF konnte Ruthmann über 60 Stück absetzen.
Das erste Exemplar, das der Hersteller am Donnerstag vorgestellt hat, erstrahlt in den Farben von Gerken. Das Entwicklerteam um Nico Krekeler und Nico Wessels hat mal wieder geliefert, sagte Geschäftsführer Uwe Strotmann bei der Premiere.
Das Ergebnis, so Strotmann, habe seine Erwartungen übertroffen. Die Anforderungen an die Neuentwicklung, in enger Abstimmung mit erfahrenen Bedienern von Großmaschinen, lauteten: über 90 Meter, kompakt (also auf Standardchassis) und satte Auslage.
Ruthmann selbst spricht vom „beweglichsten 100-Meter-Gerät im LKW-Bühnen-Markt“. Es ist die State of the Art-100-Meter-LKW-Bühne. Die maximale Reichweite liegt bei 39 Metern, das sind je nach Höhenregion bis zu zehn Meter mehr als bei den Wettbewerbsgeräten. Zugleich fußt der Bühnenaufbau aber nicht auf einem Kranchassis wie bei Palfingers WT1000/P1000, sondern ist auf einem Standardchassis aufgebaut. Infrage kommen Scania, MAN und Kenworth. Man sieht: Ruthmann schielt und zielt mit dem neuen Großgerät auch auf den nordamerikanischen Markt.
Mit 16,35 Meter Gesamtlänge gibt sich die T1000 HF für diese Größenklasse sehr kompakt. Mit einem Gesamtgewicht von 53 bis 55 Tonnen (je nach Chassis und Ausstattung) ist sie auch leichter als die anderen 100-Meter-Bühnen, teils bis zu zehn Tonnen. Die Bühne kennt zwei Modi: den Sky-Perfomance-Modus und den Height-Performance-Modus.
Im Sky-Modus ist der Unterarm in einem Winkel zwischen 80 und 88,5 Grad verriegelt und kann die maximale Arbeitshöhe wie auch die maximale Reichweite angefahren werden. In großen Höhen stehen so bis zu zehn Meter mehr Reichweite zur Verfügung als bei den bekannten 100-Meter-Geräten. Im Height-Modus ist der Unterarm nicht verriegelt, und ich kann flexiblere Einsätze fahren, up, over & back, um beispielsweise über Gebäudekanten an deren Rückseite zu gelangen.
Das Fahrzeug ist knapp vier Meter hoch (3,95 Meter) bei einem vorderen Überhang von 2,64 Metern; das dürfte auch für Großbühnenfahrer zunächst etwas ungewohnt sein. Wenn man in eine Kreuzung einfährt beispielsweise. Die T1000 hat den größten Korb im Markt mit 3,82 Meter x 0,97 Meter austeleskopiert und ist zudem mit den Assistenzsystemen DRS (Reichweitenoptimierung) und RTC (Service & Telematik) ausgestattet.
Die T1000 HF mit den Seriennummern 2, 3 und 4 gehen an die Firmen Joly Location aus dem Burgund, Wörle in Nördlingen und Galaksi Platform & Vinç aus der Türkei. Doch nicht nur Großgerätebetreiber waren bei der Neuvorstellung in Schloss Velen im Münsterland zugegen, auch der ein oder andere Vermieter, der vielleicht mit dem Einstieg in diese Geräteklasse liebäugelt.
Gedacht ist die Neuheit unter anderem für Einsätze an Windkraftanlagen, Hafenkranen, Freilandleitungen oder eben besonderen Bauwerken wie Notre-Dame in Paris oder das Ulmer Münster.
Mehr Infos zur T1000 HF finden Sie in der kommenden Kran & Bühne Nr. 204, Dezember 2024/Januar 2025, die Ende November erscheinen wird.
Kommentare