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11.12.2012

Thyssen Krupp am Rudern

Die Pressemitteilung von ThyssenKrupp klingt harmlos: „ThyssenKrupp setzt strategische Weiterentwicklung im Geschäftsjahr 2011/2012 entschlossen fort“, heißt es da lapidar. Doch der Schein trügt: Erneut muss der Konzern Wertberichtigungen vornehmen, was bedeutet, dass der Stahlhersteller weitere 3,6 Milliarden Euro auf die Anlagen in Brasilien und den USA abschreiben muss.

Insgesamt beläuft sich der Verlust damit auf fünf Milliarden Euro im Geschäftsjahr 2010/11, das Ende September abgelaufen ist. Der mit Abstand höchste Verlust in der Unternehmensgeschichte. Bereits vor einem Jahr hatte der Konzern einen Verlust von 1,8 Milliarden Euro eingefahren.

Am Montagabend hat der Aufsichtsrat zudem beschlossen, die drei Vorstände Olaf Berlien, Jürgen Claassen und Edwin Eichler vor die Tür zu setzen, was das Unternehmen ja bereits am Mittwoch angekündigt hatte. Der halbe Vorstand wird damit praktisch rausgeworfen – diese spektakuläre Entscheidung sieht der Konzern im Zusammenhang „mit der Gesamtverantwortung des Vorstands für die Führung der Geschäfte und die Führungskultur des Unternehmens“.

Man wolle damit ein klares Zeichen für einen Neuanfang setzen, sagte ThyssenKrupp-Chef Heinrich Hiesinger. Die geschassten Manager können mit Millionenabfindungen rechnen. Medienberichten zufolge summieren sich die Abfindungen des hoch verschuldeten Konzerns für die drei Vorstandsmitglieder auf zehn bis zwölf Millionen Euro. Ein Prozess wegen illegaler Kartellabsprachen sowie Schadenersatzforderungen in dreistelliger Millionenhöhe drohen ThyssenKrupp ebenso. Korruptionsvorwürfe stehen außerdem im Raum.
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Zum ersten Mal in der Geschichte des Traditionsunternehmens wird keine Dividende ausbezahlt. Das liest sich in der Pressemitteilung dann so: „Obwohl ThyssenKrupp grundsätzlich Dividendenkontinuität anstrebt, wird der Konzern für das abgelaufene Geschäftsjahr keine Dividende ausschütten, da der Einzelabschluss der ThyssenKrupp AG kein ausschüttungsfähiges Ergebnis aufweist.“ Aktionärsvertreter fordern unterdessen einen Rücktritt des Aufsichtsrats-Chefs Gerhard Cromme.

Damit befindet sich der Traditionskonzern in der größten Krise seit der Fusion von Thyssen und Krupp im Jahr 1999. Unternehmens-Chef Heinrich Hiesinger will nun ans große Reinemachen gehen. Eine Herkulesaufgabe.



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