09.10.2006
Rosige Aussichten, goldene Zeiten
Schenkt man zwei wichtigen ökonomischen Instanzen Glauben, so kann Deutschland weiterhin mit sattem wirtschaftlichen Wachstum rechnen. Die Hoffnung auf goldene Zeiten befeuerte der EU-Chefvolkswirt Klaus Gretschmann. Er äußerte die Einschätzung, dass das deutsche Wirtschaftswachstum in diesem Jahr bei 2,6 Prozent liegen werde. Doch das Wichtigste ist, dass es laut Gretschmann im kommenden Jahr so weitergehen wird – der Erhöhung der Mehrwertsteuer zum Trotz.
Gegenüber der Tageszeitung „Die Welt“ erklärte Gretschmann, EU-Generaldirektor für Binnenmarkt, Industriepolitik und Energie: „Das Wachstum wird deutlich über den Erwartungen liegen. Im kommenden Jahr dürfte das Wachstum in der EU bei 2,4 und in Deutschland aus heutiger Sicht bei rund 2,2 Prozent liegen.“ Er sieht keine akute Gefahr, dass die Mehrwertsteuererhöhung um drei Prozentpunkte die gute Konjunktur abwürgt. Als Hauptgrund nannte er, dass die „Masse der Einkommensbezieher mit einem hohen Anteil an Alltagsausgaben“ davon nur wenig betroffen sei.
Gretschmanns Optimismus übertrifft dabei die Prognosen fast aller führenden Wirtschaftsinstitute hierzulande. Auch wenn diese für 2006 durch die Bank weg gute Zahlen voraussagen – einträchtig gehen sie von einem Einbruch im Jahr 2007 aus. Mit einer Ausnahme: Das ifo-Institut rechnet weiterhin mit einer positiven Entwicklung und geht von einem nur leicht verminderten Wachstum aus.
Pessimisten fürchten eine Halbierung des Wachstums oder noch geringere Wachstumsraten. Das als arbeitgebernah geltende Institut der deutschen Wirtschaft (IW) sagt für 2007 ein Wachstum von nur 1,5 Prozent voraus - wegen der Mehrwertsteuer. Nichtsdestotrotz solle nach diesem Einbruch der Aufwärtstrend anhalten. In dieser Bandbreite spiegelt sich die Unsicherheit auch der Experten wider. Denn wer hat schon Erfahrung mit einer Erhöhung der Mehrwertsteuer um drei Prozent? Es darf also munter weitergerätselt und orakelt werden.
Neue Anhaltspunkte gibt es allerdings bereits am Mittwoch. Dann wird das ifo-Institut gemeinsam mit dem französischen Statistikamt Insee und dem italienischen Wirtschaftsforschungsinstitut ISAE die Konjunkturprognose „Euro Zone Economic Outlook“ vorstellen.
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