22.11.2018
Liebherr bringt erste Turmdreher mit Kunststoffseil
Es ist vollbracht: Liebherr Tower Cranes schließt die Testphase seiner ersten hochfesten Faserseile ab. Zusammen mit dem österreichischen Seilhersteller
Teufelberger hat Liebherr
seit mindestens 2016 ein neuartiges hochfestes Faserseil für Hubanwendungen entwickelt, das die Traglasten erhöht und langlebiger ist. Auf der bauma in München soll eine
neue Obendreher-Baureihe mit Faserseil vorgestellt werden.
Insgesamt wurden über hundert verschiedene Faserseil-Prototypen von zusammengerechnet etwa
70.000 Metern Länge entwickelt. Diese wurden auf eigens für das Projekt gebauten Prüfständen sowie im Rahmen von Feldversuchen in fünf verschiedenen Ländern umfassend getestet. Heraus kam, dass das Faserseil nicht nur etwa ein Fünftel eines herkömmlichen Stahlseils wiegt, sondern auch vier Mal so lange hält und deutlich leichter zu händeln ist. Auch die Sicherheit im Betrieb ist gewährleistet: Die optisch unterschiedlichen Verschleißzustände sind klar erkennbar.
Zum einen gab es natürlich diverse Tests auf den klassischen Seilbiegemaschinen. Zusätzlich wurde ein Kranseilprüfstand von 42 Metern Hubhöhe aufgebaut. Dort können die bis zu 31 Millimeter dicken Seile mit einer Versuchslast bis 45 Tonnen getestet werden – auf einer mehrlagig bewickelten Seiltrommel.
Die Tests für die 20 Millimeter dicken Seile sind bereits beendet.
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Das Kunstfaserseil bietet laut Liebherr enorme Vorteile...
Zudem baute Liebherr für dieses Projekt eine
Klimakammer, in der das Seil verschiedensten Witterungsbedingungen ausgesetzt wird. Bis zu 80 Grad heiß und bis zu minus fünf Grad kalt kann es hier werden. Einmal werden Sand oder Staub durch die Luft gewirbelt, um die Baustellenbedingungen in der Wüste zu simulieren. Im nächsten Moment regnet es monsunartig.
Seit 2016 wurde das hochfeste Faserseil in unterschiedlichen Durchmessern auf elf Turmdrehkranen in
Deutschland, Österreich, Frankreich, Belgien und der Schweiz getestet. Besonders bei der Montage und Demontage des Krans zeigen sich die Vorteile des deutlich leichteren Seils: Faserseile können Liebherr zufolge häufig von Hand und ohne Hilfseinscherwinden auf dem Kran montiert werden. Zudem wird das Umscheren der Hakenflasche schneller und leichter. Im Betrieb wurden insbesondere Sauberkeit und Wartungsarmut gelobt:
Durch die Kunststofffasern muss das Seil nicht geschmiert werden.
Das hochfeste Faserseil ist dem Unternehmen zufolge äußerst verschleißresistent und lässt eine hohe Anzahl an Biegewechseln zu. Im Vergleich zum Stahlseil kann es vier Mal länger eingesetzt werden. Die höhere Lebensdauer kann also die Anzahl der Seilwechsel verringern.
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Seilprüfstand bei Liebherr-Components in Biberach
Wann das Seil gewechselt werden muss, kann der Kranbetreiber einfach und sicher erkennen. Liebherr fährt hier eine
Redundanz-Strategie, um bei allen Seilkonstellationen und -anwendungen über die gesamte Lebensdauer die
Ablegereife sicher erkennen zu können. Primär wird die Ablegereife optisch erkannt, indem sich der Mantel des Seils je nach Farbe definiert abnutzt und somit zeigt, wann das Seil ablegereif ist.
Zudem könne das Faserseil mehrfach einschneiden, ohne dass ein sofortiger Schaden entsteht, sagt der Hersteller. Das Wickelbild des neuen Faserseils sei mit dem eines Stahlseils vergleichbar. Sind die unteren Lagen weniger vorgespannt als die oberen, verhält sich das neue Faserseil allerdings toleranter. Für den Fall des Einschneidens befreit es sich; anders als Stahlseile, die sich meist verzahnen.
Um einen kontrollierten Verschleiß des Faserseils zu erreichen, hat Liebherr schon von Beginn der Entwicklung an auf das bewährte Lebus-Wickelsystem gesetzt.
Merke: Ein sauberes Wickelbild auf der Seiltrommel minimiert den Verschleiß und erhöht somit die Lebensdauer.
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