Die Anfahrt zur Messe gestaltete sich, einiger Baustellen zum Trotz, für die meisten recht unkompliziert. Rein ins Auto oder in die Bahn, und ab ins Badische. So ähnlich dachte auch Harald Kuhnle, Chef des gleichnamigen Vermietunternehmens mit Sitz in Fellbach. Allerdings schnappte er sich sein Fahrrad und radelte die 86 Kilometer bis zur Messe. In rund vier Stunden.
Die Platformers‘ Days sind eine Messe zum Plauschen, und zwar zum Profi-Plauschen. Die sogenannte Besucherqualität gilt als hoch, so auch diesmal wieder, hier kommt im Prinzip die gesamte Arbeitsbühnenbranche zusammen. Die wichtigen großen Vermieter besuchten die Messe; zufriedene Gesichter und Statements von Seiten der Aussteller.
Tim Whiteman von Sinoboom resümiert beispielsweise: „Für uns ist es eine schöne und erfolgreiche Messe.“ Worte, die Dietlind Overhoff, Geschäftsführerin von Mini Mobile Cranes, nur unterstreicht: „Wir haben gute Gespräche geführt und auch neue Kontakte bekommen.“
Auch Thomas Wegeler meint: „Die Platformers‘ Days 2024 waren für uns als Haulotte GmbH das Messe-Highlight des Jahres für den deutschsprachigen Raum. Unser Fokus lag neben unseren Lösungen und Maschinen in erster Linie darauf, mit unseren Besucherinnen und Besuchern ins Gespräch zu kommen, da wir unser Vertriebsteam stark aufgestockt haben und die Gelegenheit genutzt haben, dieses vorzustellen. Wir durften den ganzen Tag über sehr viele professionelle Anwender sowie Vermieter auf unseren Stand begrüßen und uns austauschen“, so der Geschäftsführer von Haulotte Deutschland.
Neuheiten auf Topniveau
Das Niveau und die Organisation der Veranstaltung waren wie im Vorjahr hochprofessionell. Viele Hersteller nutzten die Platformers‘ wortwörtlich als Plattform, um Premieren zu feiern und neue Maschinen zu enthüllen. Palfinger launchte seine Tec-Baureihe, Ruthmann streute schon mal seine T380 XS, Socage brachte neu die Forste 25 S mit, CMC nebenan ließ seine 20-Meter-Raupe S20 vom Stapel, und Oil&Steel brachte seinen 3,5-Teleskopaufbau Scorpion 16 Pro sowie seine Octoplus 21 mit ins Badische, um nur einige der Neuheiten zu nennen.
Jekko schickte erstmals seinen Minipicker MPK20.2 sowie den JF235 mit Batterieantrieb ins Rennen. XCMG toppte das Ganze höhentechnisch mit seinem neuen 48-Meter-Gelenkteleskop. Auch die chinesische Offensive bei den Teleskopladern in Europa war zu besichtigen, erste Modelle hatten beispielsweise LGMG und XCMG an Bord. Erstmals seit ihrer frisch besiegelten Zusammenarbeit waren auch PB Lifttechnik und Zoomlion gemeinsam am Ausstellen, rein optisch als rot-grüne Koalition. Genie stellte sein verbessertes Trax-Kettensystem vor, während JLG vor allem auf sein Telematik- und Flottenmanagementsystem Clear Sky abhob.
Mit FB Gru per Du
Seinen ersten Schnellbaukran hat sich Daniel Wenzel abgeholt. Für sein Unternehmen W.Schnitger sieht er Potenzial bei seinen Kunden aus dem Bereich des Dachdeckerhandwerks. „Der 727D80 von FB Gru ergänzt unsere Mietflotte“, sagt der Geschäftsführer der Nufatec, zu der die Firma W. Schnitger gehört. Der Kran, der bis zu 2,5 Tonnen heben kann und bei einer Ausladung von bis zu 27 Meter noch 700 Kilogramm, wird in Northeim nördlich von Kassel stationiert. Schnitger wird zudem Servicepartner von Wendel, dem deutschen Händler von FB Gru für die Mitte Deutschlands.
Netzwerken mit gepflegtem Kaltgetränk
Vieles an den Platformers‘ Days 2024 war sehr gut oder gut, das meiste mindestens zufriedenstellend, nur eine Sache fiel gegenüber dem Vorjahr ab, mehr als vielen lieb war: der Netzwerkabend, auf Neudeutsch Networking Night. Als Start-Location für das Event hatten sich die Verantwortlichen die Eingangshalle der Messe ausgeguckt – nicht, wie im Vorjahr, das wunderschöne Atrium. Dabei wurde die ansonst nüchterne Halle eigens für die Abendveranstaltung in verschiedene Zonen eingeteilt und hergerichtet.
Diesmal sollte es offensichtlich etwas gepflegter zugehen. Das Motto des Abends lautete „Wine, Dine, Dance“, also Trinken, Tafeln und Tanzen. Möglicherweise eine gute Idee, aber der Saft, der – neben Hydrauliköl – in der Branche lebenserhaltend fließt, ist und bleibt aufmerksamen Beobachtern zufolge der Gerstensaft.
Die Halle war abgeteilt, und manch einer fühlte sich abgedrängt. In der Mitte und durch Vorhänge separiert gab es die VIP-Tische. Wer extra Geld hinblätterte, erhielt solch einen Tisch. Ein statisches Konzept, denn wenn ich dafür bezahlt habe, will ich auch dort sitzen bleiben. Der Rest saß irgendwie drum herum und sah nichts von der Bühne.
Da es diesmal draußen aber keine Theken und Stände gab, führte das Konzept – weg vom Erfolgsrezept 2023 – an diesem lauen Sommerabend zu einer ständigen Wanderbewegung. Wo ist meine Truppe? Wo kriege ich was zu trinken? Es ging hin und her, sodass kaum Gemeinsamkeit entstand. Dank des lauschigen Abends fand sich die Mehrzahl der Leute draußen wieder. Da half es nichts, dass die ansonsten sehr gute Live-Band Soundaffair ab 21.30 Uhr sich auf der Bühne in der Halle mühte. Eine Handvoll Leute tanzten in der Halle, der Bär steppte eher draußen.
Netzwerken mit gesponsertem Heißgetränk
Das qualitativ beste Heißgetränk, das auf der Messe ausgeschenkt wurde, war allerdings der Kaffee am Stand des Bremer Transportspezialisten Cargotrans. Firmenchef Ralph Richter sponserte das Ganze und gab dem Format den Namen „Coffee with Ralle“. Das Speisen- und Getränkeangebot auf der Messe insgesamt war schlichter und einfacher gehalten als bei der letzten Ausgabe, aber in Ordnung.
Diesmal eine tagsüber tolle Veranstaltung mit professioneller Organisation, sehr zugewandten Gastgebern, gutem Layout der Messe und Stände. Und der Netzwerkabend...? Der erlaubt dieses Mal den Machern, es beim nächsten Mal besser zu machen. Dass das wichtig ist, bringt Stefan Kulawik von Felbermayr auf die Formel: „Messen sind zu 70 Prozent Netzwerken, und zu rund 30 Prozent geht es um Innovationen.“
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