Das unterirdische Leben in Wien bekommt neue Wege „eingehaucht“. Die Tunnelbohrmaschine „Deborah“, hergestellt von Herrenknecht aus dem badischen Schwanau, gräbt sich derzeit durch Wiens Unterwelt.
In einem dreiteiligen Epos hat nun Felbermayr zentrale Bauteile der Maschine vom Augustinplatz zum Matzleinsdorfer Platz in Wien verlegt. Mit Tandemhub sowie Vier-Achs-Zugmaschine und zehnachsigem Semi-Tieflader wurden die tonnenschweren Komponenten auf einer etwa elf Kilometer langen Strecke Ende September quer durch die Stadt bewegt.
Das rund 78 Tonnen schwere Schneidrad wird im Tandemhub mit einem 400- und einem 250-Tonnen-Kran am Augustinplatz ausgehoben.
„Debohra“ ist ein Unikat. Alleine das Schneidrad misst rund sieben Meter im Durchmesser, während die Vortriebsmaschine selbst rund 1.300 Tonnen auf die Waage bringt und im betriebsbereiten Ausbau eine Länge von mehr als 120 Metern erreicht.
Der Schwertransport mit Begleitfahrzeugen passiert bei Nacht mehrere innerstädtische Kreuzungen, wofür abschnittsweise Sperren und zusätzliche Halteverbotszonen erforderlich sind.
Für den Transport, musste die Maschine teilweise zerlegt, verladen und an der Oberfläche zum Matzleinsdorfer Platz transportiert werden. Den Anfang machte der knapp 73 Tonnen schwere Schneidradantrieb. Dieser wurde mit einem 400-Tonnen-Kran ausgehoben und verladen. Nur eine Nacht später folgte das Herzstück der Maschine, das 78 Tonnen schwere Schneidrad. Aufgrund der Dimensionen musste die Komponente im Tandemhub gehoben werden, wobei der 400-Tonner beim Aufdrehen und Absetzen durch einen 250-Tonner unterstützt wurde.
Die Vier-Achs-Zugmaschine manövriert den zehnachsigen Semi-Tieflader rückwärts in die vorgesehene Position am Matzleinsdorfer Platz.
Am dritten Tag schließlich konnte der sogenannte Schildschwanz, 34 Tonnen schwer und mit einem Durchmesser von annähernd sieben Metern, ausgehoben und transportiert werden. „Solche Transporte lassen sich nicht improvisieren, sie sind monatelang bis ins kleinste Detail geplant“, erklärt Thomas Daxelmüller, stellvertretender Leiter der Niederlassung Lanzendorf und Projektleiter seitens Felbermayr. „Es reicht nicht, die Last zu heben und loszufahren. Wir müssen jede Kreuzung, jede Engstelle, jede Höhenbegrenzung im Voraus bedenken.“
Am Ziel angekommen, hebt ein Portalkran um 3 Uhr morgens das Schneidrad vom Semi-Tieflader.
Die Route der Lastfahrt führte rund elf Kilometer quer durch die Stadt. Vorbei an der Lugner City, entgegen der Fahrtrichtung über den Gürtel, weiter Richtung Schloss Schönbrunn und schließlich stadteinwärts zum Matzleinsdorfer Platz. Für dieses Vorhaben mussten Kreuzungen abschnittsweise gesperrt, Laternenmasten und Verkehrsschilder teils vorübergehend entfernt und mehrere Halteverbotszonen errichtet werden, bevor der Konvoi gegen drei Uhr früh sein Ziel erreichte. „Wenn ein sieben Meter breites Bauteil durch eine Metropole rollt, spürt man die Dimension des Projekts mit jedem Meter“, beschreibt Abteilungs- und Projektleiter Gabriel Asböck und merkt an: „Für Außenstehende wirkt das wie ein Spektakel – für uns bedeutet es höchste Präzision und Konzentration.“
„Der Hub und Transport der Komponenten ist wie Walzer tanzen“, so Asböck. „Führung, Haltung, Drehung müssen verinnerlicht und exakt ausgeführt werden – ist nur ein Schritt nicht im Takt, droht die Figur zu kippen. Nur mit einem eingespielten Team und in hervorragender Zusammenarbeit mit den Behörden gelingt eine Choreografie wie diese.“
Jetzt kann Deborah ihrer Aufgabe wieder nachkommen und bohrt die zweite Tunnelröhre. Die Erste wurde im Sommer fertiggestellt.
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