08.11.2017
Mit Tadano geht es weiter bergab
Der japanische Arbeitsbühnen- und Kranhersteller Tadano hat seine Zahlen fürs erste Halbjahr vorgelegt – und die sprechen eine klare Sprache: die der Rückgänge. Der weiteren Rückgänge, muss man sagen.
Die Umsatzerlöse gingen um neun Prozent auf 82,9 Milliarden Yen (628 Millionen Euro) zurück, was mit massiven Rückgängen beim Verkauf von Mobilkranen zusammenhängt, insbesondere in Japan und in Europa. Der Gewinn vor Steuern schrumpfte dementsprechend um 15,5 Prozent auf umgerechnet 63,6 Millionen Euro.
Schauen wir uns die Mobilkranzahlen etwas genauer an: Mit
Mobilkranen konnte Tadano lediglich 346 Millionen Euro umsetzen. Das bedeutet ein Minus von 20,4 Prozent. Der Rückgang im Heimatmarkt fiel mit 19 Prozent (169 Millionen Euro) nicht ganz so hoch aus wie im Export mit 21,2 Prozent auf 233 Millionen Euro. Damit brachen die Umsätze in Europa um 36 Prozent auf 58 Millionen Euro ein. Gerade mal 65 Einheiten konnten die Japaner in Europa absetzen, nur noch knapp die Hälfte gegenüber dem 1. Halbjahr 2016.
In
Nordamerika ging der Umsatz um drei Prozent auf 94 Millionen Euro zurück, obwohl die Zahl der ausgelieferten Maschinen mit 113 minimal gestiegen ist. Die Auslieferungen nach Mittel- und Südamerika und in die Karibik haben sich ebenso halbiert, sodass hier lediglich 6,6 Millionen Euro umgesetzt wurden. Einer der seltenen Lichtblicke in einem Block düsterer Zahlen ist der Mittlere Osten: Dort kletterte der Umsatz um satte 24 Prozent auf 46 Millionen Euro. Konträr dazu das Bild in Asien mit einem Umsatzrückgang von 27 Prozent auf 43 Millionen Euro. Die Verkäufe in die restlichen Regionen stagnieren bei 20 Millionen Euro Umsatz.
Besser sieht es hingegen bei den
Ladekranen aus. Der Umsatz damit erhöhte sich um 5,7 Prozent auf 76,5 Millionen Euro, und auch bei den Arbeitsbühnen ging es um knapp 12 Prozent rauf auf 91,7 Millionen Euro. Beide Produkte wurden größtenteils am Heimatmarkt abgesetzt. Mit sonstigen Services, Teilen und Gebrauchtgeräten setzte Tadano mit 113,6 Millionen Euro fast 14 Prozent mehr um.
Und jetzt?
Das Management rechnet mit einer Verbesserung im zweiten Halbjahr. Für das Gesamtjahr lautet die Prognose: ein Umsatz von 1,3 Milliarden Euro, nur 2,6 Prozent unter dem Vorjahreswert. Darin prognostiziert sind Umsatzrückgänge im Mobilkrangeschäft von 5,6 Prozent, bei den Ladekranen um 4,2 Prozent und bei den Bühnen um 2,2 Prozent. Dafür erwarten die Verantwortlichen einen Anstieg bei den sonstigen Umsätzen um 10,2 Prozent. Dies würde einen zweistelligen Gewinnrückgang bedeuten von 10,8 Prozent auf umgerechnet 125 Millionen Euro.
Vertikal Kommentar
Tadano hat große Probleme in Europa, so stark wie der Rückgang ausfällt. Dieser geht zum Teil aufs Konto eines leicht abgeschwächten Marktes und bedeutet einen Verlust von Marktanteilen. Die Produkte von Tadano sind erstklassig, aber Probleme tun sich offenbar im Vertrieb, im Handel und im Marketing auf.
Die Zahlen für Nordamerika sind kritisch für die Performance von Tadano; die sinkenden Umsätze haben wohl mehr mit dem Produktmix zu tun als mit anderen Faktoren. Immerhin ist der Konzern zuversichtlich, dass dieser Markt in der zweiten Jahreshälfte zurückkommt.
Beim Gesamtjahresumsatz liefert sich Tadano ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Manitowoc, wobei das japanische Unternehmen wesentlich profitabler ist und ähnliche Umsätze erzielt, ohne Turmdrehkrane im Portfolio zu haben. Jedoch setzt Tadano fast 175 Millionen Euro mit Arbeitsbühnen um, sodass Manitowoc sozusagen der größere Kranbauer ist. In Europa hat Tadano bereits an einigen Stellschrauben gedreht, was sich, so hofft man, im kommenden Jahr auszahlen soll. Da sich Manitowoc und Terex im Aufwind befinden und Liebherr unverändert erfolgreich ist, dürfte es für Tadano nicht leicht werden.
Tadano wird sich restrukturieren. Im Vertrieb scheint Unruhe zu sein, was sich auf manche Kunden auswirken dürfte. Und der Wettbewerb mit den Herstellern grosser Knickarmkrane wird auch härter. Jedoch ist dies eine Chance, neue Wege zu gehen und neue Ideen.