20.04.2022
Demontage eines Wahrzeichens
Der historische Brückenkran auf dem Werftgelände des Yachtbau-Unternehmens
The Italian Sea Group prägte mit seinen 46 Metern Höhe über Jahrzehnte hinweg die Küsten-Skyline im italienischen Massa Carrera. Doch seine Tage waren gezählt, da er zukünftigen Entwicklungs- und Erweiterungsplänen der Werft im Wege stand.
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Mit zwei Großraupen nimmt das Team von Vernazza den Brückenkran an den Haken
Die Demontage realisierte der Krandienstleister
Vernazza Autogru bei einem Tandemhub mit den Demag Gittermastraupenkranen CC 3800-1 und dem CC 6800. Darüber hinaus kamen mit dem TC 2800 und einem AC 250-1 für Hilfshübe zwei weitere Krane des Herstellers zum Einsatz: „Wir wissen aus Erfahrung, dass die Demag- respektive Tadano-Geräte für eine hohe Zuverlässigkeit und eine enorme Leistungsfähigkeit stehen – nicht umsonst besteht unser Maschinenpark hauptsächlich aus Kranen dieses Herstellers“, betont
Simone Barattini, Technischer Direktor bei Vernazza Autogru.
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Der Untergrund musste entsprechend vorbereitet werden
Für den Haupthub im Tandem sprachen aus Sicht der Vernazza-Technikabteilung eine ganze Reihe guter Gründe für die beiden Gittermastraupenkrane aus Zweibrücken: Zum einen sind sie leistungsfähig genug, um die über 1.000 Tonnen schwere und 105 Meter lange Last zu heben und mit ihr zu verfahren. Und zum anderen sind die beiden Krane trotz ihrer Stärke kompakt genug, um mit den beengten Platzverhältnissen auf der Baustelle zurechtzukommen.
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Vorsichtig wird die Last gedreht
Doch erst einmal mussten die beiden Hauptakteure des Hubs auf die Baustelle gebracht werden: Der CC 6800 machte sich vom neuen Vernazza-Logistikzentrum in Vado Ligure auf den Weg und der CC 3800-1 aus Mittelitalien, wo er zuvor bei der Installation einer Eisenbahnbrücke im Einsatz war. Der Transport der Krane dauerte insgesamt etwa zwei Wochen, wobei kleinere Komponenten auf der Straße und einige besonders große Bauteile per Schiff transportiert wurden. „So konnten wir die Transportzeiten minimieren, um das vom Kunden geforderte Zeitfensters einzuhalten“, berichtet Einsatzleiter
Giulio Zunino.
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Abgelegt im Werftgelände
Auf der Werft wurde der CC 3800-1 in SSL-1-Konfiguration mit 78 Meter Gittermastausleger gerüstet sowie mit 50 Tonnen Zentralballast, 165 Tonnen Oberwagen- und 285 Tonnen Superlift-Gegengewicht. Beim CC 6800 entschied sich das Vernazza-Team für eine SSL-Konfiguration mit 66 Meter Gittermastausleger, 80 Tonnen Zentralballast, 250 Tonnen Oberwagen- und 400 Tonnen Superlift-Gegengewicht.
Insgesamt beanspruchte der Aufbau beider Krane zehn Tage mit ebenso vielen Monteuren – nicht viel in Anbetracht der erschwerten Bedingungen, unter denen die Montage stattfand. Denn Logistik und Baustellenzugang waren stark eingeschränkt, da die Aufbauten in Bereichen mit laufendem Werftbetrieb und in Abstimmung mit weiteren Bautätigkeiten zur Sanierung der Werft erfolgten.
Doch dies war nicht die einzige Herausforderung, mit der sich das Vernazza Team auf der Werft konfrontiert sah: „Wir mussten die Rangierflächen der beiden Krane erst einmal nivellieren und ausreichend tragfähig machen, um ein sicheres Manövrieren zu ermöglichen“, erklärt Zunini. Für den CC 6800 musste ein Bereich von rund 34 mal 16 Metern hergerichtet werden und für den CC 3800-1 sogar eine Fläche von 105 mal 18 Metern – und zwar im Werftbecken, dem Arbeitsplatz des CC 3800-1, der sich damit neun Meter unter den Schienen des Brückenkrans befand.
„Die Schaffung einer solch großen befahrbaren Fläche für diesen Kran war erforderlich, da der 105 Meter lange Hauptträger für die letzten Demontagearbeiten auf dem Beckenboden abgelegt werden sollte. Dazu musste der CC 3800-1 die Last am Haken hängend entsprechend weit durch das Becken verfahren können“, erläutert Simone Barratini. Um den niedrigeren Standplatz des CC 3800-1 im Becken auszugleichen, war dieser auch mit einem entsprechend längeren Hauptausleger als der CC 6800 gerüstet.Und um den Bodendruck unter den Kranen zu verringern, wurden für den CC 6800 zwei Fahrspuren aus Azobé-Holz verlegt und für den CC3800-1 zwei Fahrspuren aus Stahlblech.
Nicht minder aufwendig gestaltete sich die Wahl der Anschlagmittel: „Wir haben für den Tandemhub zwei verschiedene Anschlagmittel verwendet. Beide wurden speziell für diesen Job angefertigt und an der Unterseite des Brückenkran-Hauptträgers positioniert“, berichtet Zunino. Dabei handelte es sich für den CC 3800-1 um eine Einzeltraverse, die über zwei Schäkel mit einer Tragfähigkeit von je 300 Tonnen und zwei in den Schäkeln angeordneten Endlos-Stahlschlingen mit einer Länge von 32 Metern und einer Tragfähigkeit von je 218 Tonnen am Kran befestigt war.
Am CC 6800 wurde eine Doppeltraverse genutzt, die über vier Schäkel mit einer Tragfähigkeit von je 300 Tonnen und acht Endlos-Stahlschlingen mit einer Länge von acht Metern und einer Tragfähigkeit von je 262 Tonnen verbunden war. Die Schlingen waren jeweils paarweise über Schäkel mit einer Tragfähigkeit von 250 Tonnen verbunden. „Damit waren unsere CC-Krane optimal vorbereitet, um den Brückenkran anzuheben, sodass die Monteure ihn Stück für Stück von unten nach oben mit Hilfe von Schneidbrennern demontieren konnten“, erläutert Zunini die Vorgehensweise: „Immer, wenn an der rechten und linken Seite des Brückenkrans Teile entfernt waren, ließen ihn die beiden Krane wieder ein Stück ab.“
Während des Hubs war der CC 6800 mit maximal 730 Tonnen bei 16 Meter Ausladung belastet und der CC 3800-1 mit maximal 320 Tonnen bei 18 Metern Ausladung. Dank der akribischen Einsatzplanung des Vernazza-Technik-Teams in enger Zusammenarbeit mit den Technikern des Kunden verlief dabei alles wie geplant im vorgegebenen Zeitfenster. „Das haben wir natürlich auch unseren qualifizierten Mitarbeitern zu verdanken, die den Hub absolut professionell durchgeführt haben“, betont Zunini nicht ohne Stolz auf seine Mannschaft, die mit insgesamt zwölf Personen vor Ort war: jeweils ein Kranführer und ein Einweiser pro Hauptkran sowie ein Einsatzleiter, ein technischer Leiter und sechs Fahrer für die Hilfskrane. Insgesamt dauerte ihr Einsatz auf der Werft rund sechs Wochen. Davon entfielen zwei Wochen auf die Montage der Krane, zwei Wochen für die Durchführung der Arbeiten und zwei weitere Wochen für die Demontage der Krane.
„Damit lagen wir exakt im ehrgeizigen Zeitplan dieses anspruchsvollen Jobs – und das trotz der erschwerten Umstände. Es ist uns gelungen, den laufenden Betrieb auf der Werft nicht nachhaltig zu stören und auch den parallel laufenden Sanierungsarbeiten sind wir nicht ins Gehege gekommen“, resümiert Barattini zufrieden. Und Zunini pflichtet ihm bei: „Es hat einfach alles gepasst: die Planung und Abstimmung mit dem Kunden, die Professionalität unseres Teams und natürlich die Zuverlässigkeit unserer CC Raupenkrane.“
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