13.11.2025

Europäische Kranbauer wehren sich

Die vier großen in Deutschland basierten Mobilkranhersteller haben zusammen mit dem VDMA-Fachverband Fördertechnik & Intralogistik bei der Europäischen Kommission eine Beschwerde gegen die Einfuhr von Mobilkranen aus China in die Europäische Union eingereicht. Sie fordern die sofortige Einleitung einer Antidumping-Untersuchung gegen Importe chinesischer Mobilkrane, die in der EU zu Bedingungen vermarktet werden, welche zu einem offensichtlich unlauteren Wettbewerb für europäische Hersteller führen, heißt es.

Die an der Beschwerde beteiligten Unternehmen, die zusammen rund 99 Prozent der EU-Industrie in dem Segment repräsentieren, sind:

Liebherr, ein weltweit führender Anbieter von Mobilkranen mit Hauptsitz in Ehingen und Nenzing (Österreich),

Manitowoc, einer der weltweit führenden Anbieter von technischen Hebelösungen mit europäischem Hauptsitz in Wilhelmshaven,

Sennebogen, ein Marktführer in vielen Bereichen der Kranindustrie mit besonderem Schwerpunkt auf Raupenkranen, mit Hauptsitz in Straubing, und

Tadano, ein weltweit führender Anbieter von Hebe- und Höhenzugangstechnik mit deutschen Produktionsstätten in Zweibrücken und Lauf an der Pegnitz, aktiv in der Entwicklung und Herstellung von All-Terrain-Kranen, City-Kranen und Raupenkranen.

Die Antidumpingbeschwerde bezieht sich auf Mobilkrane für das Heben und Bewegen von Lasten an Land, die eine Tragfähigkeit von mindestens 30 Tonnen haben und auf selbstfahrenden Fahrzeugen montiert sind. Mobilkrane dieser Art seien für die Sicherstellung der strategischen Unabhängigkeit Europas von entscheidender Bedeutung, heißt es in einer Mitteilung des VDMA, insbesondere in Bezug auf kritische Infrastrukturen, Verteidigung und Energie.

Traglaststarke Mobilkrane spielen eine wesentliche Rolle beim Bau von neuen Stromtrassen für erneuerbare Energien, bei Bau und Instandhaltung der Infrastruktur wie Straßen, Schienen und Brücken wie auch für militärische Einsätze. „Die Antidumpingbeschwerde unterstreicht die Notwendigkeit für Europa, die Lebensfähigkeit dieser strategisch wichtigen europäischen Industrie zu erhalten und eine künftige Abhängigkeit von außereuropäischen Lieferanten zu vermeiden“, heißt es wörtlich.

Die europäischen Mobilkranbauer schärfen ihre Krallen, hier ein Grove GMK5250XL-1 im Raubkatzenlook


Stimmen aus der Branche

„Unsere europäische Industrie begrüßt fairen Wettbewerb, aber es ist offensichtlich unfair, mit Produkten zu konkurrieren, deren Preise nicht annähernd die Rohstoff-, Energie- und Produktionskosten eines europäischen Mobilkranherstellers decken. Chinesische Hersteller profitieren von einer Vielzahl von Subventionsmechanismen, die ihnen einen massiv unfairen Vorteil beim Export in die EU verschaffen,“ sagt Christoph Kleiner, Geschäftsführer Vertrieb bei Liebherr in Ehingen.

„Wir glauben an fairen Wettbewerb und haben die Europäische Kommission gebeten, gegen die bedeutende Schädigung der europäischen Industrie einzuschreiten, die durch die Dumpingpraktiken chinesischer Hersteller verursacht wird. Wir fordern die Kommission auf, wieder faire Wettbewerbsbedingungen in der gesamten EU herzustellen,“ ergänzt Aaron Ravenscroft, Präsident und CEO von Manitowoc.
Noriaki Yashiro

Noriaki Yashiro , CEO Tadano Europe Holdings, fügt hinzu: „Wir glauben an fairen Wettbewerb, aber die wettbewerbsverzerrenden Preisstrategien der chinesischen Hersteller machen die Einleitung einer Antidumpinguntersuchung nötig. Wir fordern die Europäische Kommission auf, rasch und entschlossen zu handeln, um ein faires und wettbewerbliches Umfeld für die künftige Produktion und Beschäftigung im europäischen Mobilkranbau zu gewährleisten.“

Erich Sennebogen

Und Sennebogen-Gesellschafter und Geschäftsführer Erich Sennebogen führt aus: „Chinesische Hersteller von Mobilkranen konzentrieren sich zunehmend auf Exportmärkte, wobei der EU-Markt ein Hauptziel ist. Die Kombination aus ungenutzten Produktionskapazitäten in China, bestehenden Lagerbeständen und erheblicher Unterstützung durch die chinesische Regierung bedeutet, dass die bedeutende Schädigung der gefährdeten europäischen Industrie anhalten wird, wenn keine Antidumpingmaßnahmen verhängt werden. Diese Maßnahmen müssen ergriffen werden, um einen fairen globalen Wettbewerb zu gewährleisten.“


Vertikal Kommentar

Dieser Schritt ist in gewisser Weise überraschend, da chinesische Hersteller bis zu diesem Jahr in der EU kaum Fuß fassen konnten. In letzter Zeit haben sie jedoch einige bedeutende Aufträge erhalten und verkaufen – noch überraschender – nun eine beträchtliche Anzahl großer All-Terrain-Krane in hiesigen Gefilden.

Die Entstehung einer solchen Beschwerde ist ein langwieriger Prozess. Es kann ein Jahr oder länger dauern, die Informationen zu sammeln, eine schlüssige Beschwerde zu formulieren und die Unterstützung möglichst vieler Unternehmen zu gewinnen.

Zölle jeglicher Art sind kein Allheilmittel, wie sie auf den ersten Blick erscheinen mögen. Werden sie von Herstellern eingeführt, können sie die Kundschaft massiv verärgern, insbesondere wenn sie Erfolg haben und ihre Umsetzung – wie so oft – Preiserhöhungen und höhere Herstellergewinne nach sich zieht.

Es wird voraussichtlich noch ein Jahr oder länger dauern, bis wir das Ergebnis dieser Beschwerde sehen. Wir hoffen lediglich auf eine faire, wahrheitsgemäße und transparente Untersuchung. Selbst wenn die Untersuchung keine Dumpingpraktiken aufdeckt, wird sie zumindest ein Warnsignal an die chinesischen Kranhersteller senden.

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