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30.10.2012

Gelungener Auftakt

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Alle Referenten des Arbeitssicherheits-Forums von Gardemann


Ein Arbeitssicherheits-Forum hat Gardemann ins Leben gerufen. Das Unternehmen will es von nun im jährlichen Rhythmus veranstalten. Den Anfang macht eine „Auftaktveranstaltung“ im Hotel Vier Jahreszeiten in Meerbusch bei Düsseldorf. Da genau an diesem Tag die Polizei in NRW unter dem Stichwort „Blitzmarathon“ wie wild blitzt, um Temposünder zu entlarven, gönnt Hubert Gardemann den Gästen noch etwas Extrazeit, bis er zur Begrüßung anhebt.
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Kein Forum ohne Plenum


Auftakt der Veranstaltung
„Gardemann hat sich der Arbeitssicherheit in besonderem Maße verschrieben, in den ganzen 35 Jahren, die ich dabei bin“, schildert der Marketingleiter des Unternehmens und Mitglied der Gründerfamilie. „Das war und ist das Credo bei Gardemann von jeher. Das, was wir damals entwickelt haben, ist heute Standard geworden in der Industrie.“ Dabei gibt er zu bedenken: „Tausende von Handwerkern und Dienstleistern stehen tagtäglich auf einer Bühne. Dennoch: Unfälle ereignen sich auch hier, bei uns.“ So hat die IPAF weltweit 26 Todesopfer zwischen Januar und September 2012 verzeichnet.
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Hubert Gardemann, seit 35 Jahren in der Branche zuhause, begrüßt die Gäste


Wie diese zustande kommen, weiß Kathrin Stocker nur zu gut. Die Expertin vom Präventionsdienst der Berufsgenossenschaft Holz + Metall (BGHM) widmet sich dem Thema „Unfallgeschehen und Präventionsansätze“. Sie erinnert an die Grenzen des technisch Machbaren: 112 Meter Arbeitshöhe und Verfahrbarkeit aus knapp 50 Metern. Vor 20 Jahren, so die engagierte BG’lerin, hätte man auf vielen Baustellen noch riesige Gerüste vorgefunden, heute eine Vielzahl von Hubarbeitsbühnen. Darin sieht sie einen klaren Sicherheitsgewinn.

Sicherste Höhenzugangstechnik
„Bühnen sind die sicherste Höhenzugangstechnik, die es derzeit auf dem Markt gibt.“ Und wenn es in dieser Zeit, zwischen 1992 und 2010, zu einem Unfall gekommen ist im Zusammenhang mit Arbeitsbühnen, dann habe in zwei Drittel der Fälle ein Fehlverhalten der Beteiligten den Unfall verursacht. Nur in 13 Prozent der Fälle, also nur bei jedem 7. oder 8. Unfall, war ein technischer Mangel Ursache. Häufiger kommt es da zu Unfällen mit äußeren Einwirkungen, und zwar in 23 Prozent der Fälle, wo dann zum Beispiel die Bühne angefahren wird, ein Stromschlag im Spiel ist oder der Arbeitsbereich mangelhaft abgesichert worden ist. „Diese Statistik“, gibt Kathrin Stocker zu, „hat uns sehr verwundert.“
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Kathrin Stocker von der BGHM, Präventionsdienst Nürnberg


Splittet man die Unfallursachen nach Typ auf, so kommt die BGHM in ihrer Statistik zu folgenden Ursachen für tödliche Unfälle mit Arbeitsbühnen: 30 Prozent resultieren aus Umkippen der Bühne, 22 Prozent aus Quetschung (im Korb), 19 Prozent aus Herausschleudern, 13 Prozent aus Abstürzen (Stichwort: nicht-bestimmungsgemäße Verwendung) und 16 Prozent gehen auf das Konto sonstiger Ursachen, die nicht unmittelbar mit dem Einsatz einer Bühne zu tun haben.

„Mädchen auf Stöckelschuhen“
Beim Gros der Todesfälle durch Umkippen wird Stocker zufolge die Last nicht richtig verteilt. „Das ist wie Mädchen auf Stöckelschuhen.“ Einsinken ist die Folge. Fehlen Unterlegplatten oder sind diese zu klein bemessen, so entscheiden nur wenige Zentimeter über Leben und Tod. Kathrin Stocker mahnt zu Sorgfalt bei der standsicheren Aufstellung und gibt drei Tipps: Angemessen große Unterlagen verwenden (der Stützdruck ist ja auf dem Stützzylinder angegeben), Bodenfestigkeit beachten und Hanglage berücksichtigen.

Beim Quetschen geht es da etwas komplexer zu, da sich bei einer 180-Grad-Drehung ja die Fahrbewegungen vertauschen. Zudem konzentrieren sich die Bediener manchmal zu sehr aufs Verfahren, nichts aufs Heben oder schätzen die Abstände falsch ein. Und auch der Nachlaufweg und das Schwingen der Hubeinrichtung werde bisweilen unterschätzt, berichtet Stocker. Hier beleuchtet sie vor allem technische Maßnahmen gegen Quetschen, die von der Herstellern stammen. Doch auch Kleines könnte in einigen Fällen Großes leisten: den oberen Handlauf am Korb leicht nach innen zu versetzen oder das Geländer abzupolstern, könnte die Quetschgefahr deutlich verringern. „Das ist eine Herstellermarotte, den Korb billig eckig zu bauen“, schaltet sich Stockers Kollege Marco Einhaus ein, „ich bin da immer kontra Hersteller.“
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Dr. Marco Einhaus geißelt die LKW-Bühnen auf 3,5-Tonnen-Chassis wegen der „blöden Führerscheinproblematik“ als „Mieslingsbühnen“


Regeln für den Korbausstieg – ?!
Gegen den Strich bürstet der promovierte Experte für seilunterstütztes Arbeiten das Regelwerk: Einhaus arbeitet daran, für ganz bestimmte Fälle Regeln für das Übersteigen aufzustellen – gegen die Herstelleranweisung. Allerdings müssen dafür viele Voraussetzungen erfüllt sein, zehn an der Zahl. Manchmal gehe es einfach nicht mit den vorhandenen Gegebenheiten, wie beim Bau der BMW-Welt, an der er beteiligt war.

Aus- und Übersteigen sind demnach nur erlaubt, wenn zum Beispiel nicht mehr als 75 Prozent der maximalen Arbeitshöhe und Reichweite genutzt werden, zwei Bediener zum Einsatz kommen, ein Rettungsgerät vorhanden ist und dergleichen mehr. Das entsprechende Arbeitsblatt der D-A-CH-S-Arbeitsgruppe finden Sie hier. Außerdem plädiert er für folgende Maßnahme: „Der Verantwortliche auf der Baustelle, der Capo, soll mit dem Papier Gefährdungsbeurteilung dazu gezwungen werden, vor Ort nochmal sein Autogramm darunterzusetzen.“ Drastisch, plastisch und eindringlich sein Vortrag.
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Dr.-Ing. Marco Einhaus nimmt kein Blatt vor den Mund: „Die Schwabbelmasse Mensch hält, wenn sie aus zwei Metern Höhe fällt, nur 600 Kilogramm aus“


„Völlig illegal alles, aber sicher“
Als nächstes Projekt schildert der Mann von der BGHM das „Hängen am Kran“: Er will eine legalisierte Anwendung vom Personentransport am Kran schaffen, indem der Arbeiter an die Hakenflasche gebunden wird – nicht an den Haken (siehe auch: Seilklettertechnik im Gartenbau, GBG 1.1, Mobilkranunterstützung in der Baumpflege.) Er präzisiert: „Bitte nicht an die Kranflasche hängen. An der Flasche muss ein Anschlagpunkt sein, nur dann geht es. Ab Frühjahr 2013 wird dann im D-A-CH-S drinstehen, wie Sie sich an einem Kran anhängen können. Völlig illegal alles, aber sicher“, resümiert er süffisant.
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Horst Podszus war seit 1989 Technischer Leiter, dann Experte für Arbeitssicherheit bei der Total Walther GmbH


„Nehmt euch Zeit, denkt nach!“
Von Unfällen mit und ohne Bühnen aus seinem Arbeitsalltag bei der Tyco-Gruppe berichtet der EHS-Koordinator Horst Podszus. „Nehmt euch Zeit, denkt nach!“, mahnt er jeden einzelnen. Das Angurten auf der Bühne soll genauso selbstverständlich werden wie das Anschnallen im Auto, so der frisch gebackene Ruheständler, der ganz konkrete Verbesserungsvorschläge hat. Er plädiert für eine verpflichtende Gefährdungsbeurteilung vor Ort. „Mensch, kreuzt das doch einfach an!“, sagt er an die Hersteller gerichtet. „Und markiert die Anschlagspunkte genauer.“
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Harald Gröner beschäftigt sich mit den menschlichen Mankos: „Wahrnehmung, Denken und Motorik sind nicht unsere Stärke“


Folge dem roten Apfel
Hochfliegendere Ziele verfolgt Harald Gröner, Leiter Arbeitssicherheit bei RWE Power: „Das Ziel ist ‚Null‘-Unfälle.“ Den roten Faden für den Weg dorthin stellt dar: ein roter Apfel. „Einen Apfel sieht jeder jeden Tag, ich will erreichen, dass man immer an Arbeitsschutz denkt.“ Lebhaft, lächelnd, spielerisch und dynamisch demonstriert er, wie unzulänglich die menschliche Wahrnehmung und sogar das Denken ist, ja selbst die Motorik. Das Allheilmittel sei nicht Schulen, sondern man müsse auch die Gefährdungsbeurteilung an diese menschlichen Schwachstellen anpassen, so der ehemalige Schaltmeister eines Atomkraftwerks. Und aus Fehlern müsse man lernen können, ganz ohne Schuldzuweisungen.
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Matthew Hickin, Geschäftsführer von Gardemann


Gardemann-Chef Matthew Hickin präsentiert die unternehmerische, finanzielle Seite von Arbeitsaus- bis hin zu Todesfällen. Er legt dar, wie man Mitarbeiter zu Sicherheit motivieren kann. Denn dies sei die effektivste Methode, neben Gesetzesvorgaben und Best Practise. Jeder Todesfall verursacht bis zu 550.000 Euro Unfallfolgekosten plus betriebliche Ausfallkosten. Was macht es da schon, so Hickin, rein unternehmerisch betrachtet, wenn die Maschine mal stehen bleibt mit einem zugrunde gelegten durchschnittlichen Mietpreis von 70 Euro pro Tag?
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In idyllischer Umgebung konnte auch die „Skyrak“ genannte Rohrauflage für den sicheren Materialtransport (max. 90 kg) inspiziert werden


Gardemann arbeitet seit der Übernahme der Firma Blue Sky Access vor einem Jahr verstärkt an maßgeschneiderten Sicherheitslösungen wie dem Skyrak oder der Skysiren. Und er kündigte eine Vielzahl weiterer neuer Sicherheitsprodukte an.

Reinhard Willenbrock von IPAF zeigt sich abschließend als engagierter Verfechter einer qualifizierten Bedienerausbildung. „Führerschein ist das falsche Wort. Streichen Sie den Ausdruck bitte aus Ihrem Vokabular. Er gaukelt eine Universal-Befähigung vor, die es so nicht gibt. Sie müssen auf jedes Gerät explizit einweisen beziehungsweise eingewiesen werden. Auch in Sicherheitsgeschirr.“
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Reinhard Willenbrock, IPAF Deutschland, zum Thema IPAF und Hubarbeitsbühnen: „Wir machen nichts anderes. Wir machen nur das.“




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