Staumauer Spitallamm: So heißt das Bauwerk, das in den Schweizer Alpen neu errichtet werden musste. Nach viereinhalbjähriger Bauzeit wurde die neugebaute Ersatz-Staumauer auf dem Schweizer Grimselpass im Sommer 2025 offiziell eingeweiht.
Die fertige Staumauer (Foto: Grimselweb.ch)
Ein hochalpiner Kraneinsatz auf knapp 2.000 Metern Höhe, das ist auch für ein erfahrenes Team kein Routineprojekt. Für Projektleiter Ralph Stump und die sechs Kranfahrerinnen und Kranfahrer war der Abschluss des Projekts ein besonderer Moment nach so langer und nicht immer einfacher Bauzeit. Das Projekt zog über die Jahre viel internationale Aufmerksamkeit auf sich. Die beiden XXL-Wippkrane wurden nach ihrem alpinen Einsatz direkt per Schiff – einmal halb um die Welt – zur nächsten Megabaustelle geschickt.
Das Resümee des alpinen Einsatzes zunächst mal in beeindruckenden Zahlen: Wolffkrans größte Wipper 1250 B bewegten rund 500.000 Tonnen Beton in insgesamt rund 32.000 Hüben. Pro Saison musste aufgrund der hohen Arbeitsfrequenz an jedem Kran zweimal das Hubseil gewechselt werden.
Abschiedsvorstellung: Hier wird nach 4,5 Jahren der letzte Betonkübel eingehoben (Foto: Grimselweb.ch)
Für den Einsatz am Grimselpass entwickelte Wolffkran eigens das XXL-Turmelement TV 60 mit sechs Metern Seitenlänge. Es bildete die untere standhafte Basis für die knapp 100 Meter hohen Krane, die beide auf einem über 1.500 Tonnen schweren Betonfundament ruhten – im Schnitt zehn Mal so schwer wie ein herkömmliches Fundament.
„Standardtürme und -fundamente hätten den extremen Wetterbelastungen nicht standgehalten. Mit dem TV 60 konnten die Wölffe freistehend arbeiten“, so Ralph Stump, Managing Director der Wolffkran Schweiz AG. „Hinter all diesen Superlativen steht eine einzigartige Teamleistung“, betont Stump.
Rund um die Uhr geht‘s rund: Die kurze Bauphase von Mai bis Oktober machte es notwendig, dass die Kranführer 24/7 im Drei-Schicht-Betrieb arbeiteten. Sieben Tage arbeiten, drei Tage frei, acht Stunden pro Schicht auf dem Kran – ein anspruchsvoller Einsatz, so Stump.
Der Abbau beginnt
Dazu kamen die Besonderheiten im Gebirge: dichter Nebel innerhalb weniger Minuten, meterhoher Schnee über Nacht, Lawinen und Stürme. „Wenn um halb elf der Anruf kam, dass ein Seil getauscht werden muss, hatten unsere Monteure mittags das Ersatzteil oben am Kran, und um 17:30 Uhr lief der Betrieb wieder“, berichtet Stump. Einmal musste ein 120 Kilo-Bolzen in über 90 Metern Höhe am Kran ausgetauscht werden.
„Die Nachfrage nach diesem Job war trotz der Anforderungen hoch, und jeder der sechs Kranführer – zwei Frauen und vier Männer – sind froh, bei diesem besonderen Einsatz dabei gewesen zu sein.“
Der Abbau begann bereits im Oktober 2024, im Juni 2025 wurden die letzten Teile ins Tal transportiert – insgesamt 4.205 Kubikmeter Kranvolumen mit 1.281 Tonnen Gesamtgewicht verteilt auf über 60 LKW-Fahrten, teils mit Überbreite.
Demontage Nächster Halt: Saudi-Arabien
Bewährt hat sich neben Team, Technik und Logistik auch das ausgeklügelte Überwinterungskonzept. Jeder Kran wurde in der Winter-saison dreimal am Tag automatisch bewegt, und die Hubwinde, die Winde des Einziehwerks sowie der Schaltschrank wurden mit Spezialmatten eingepackt.
Nun geht es für die „Wölffe“ direkt zum Prince-Mohammed-Bin-Salman-Stadion in Qiddiya in Saudi-Arabien, für das erst kürzlich der Vertrag unterzeichnet wurde. Auch auf dieser Baustelle, einer exponierten Klippe mit rauen Wetterbedingungen, wird das TV 60 freistehende Turmhöhen von rund 100 Metern ermöglichen.
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