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31.03.2015

Hans Liebherr: Vom Maurermeister zum Architekt eines Weltkonzerns

Genau vor hundert Jahren, am 1. April 1915, erblickt Hans Liebherr in Kaufbeuren das Licht der Welt. Sein Vater Wilhelm ist Müller und fällt bereits zwei Jahre nach der Geburt im Ersten Weltkrieg. Seine Mutter Mathilde heiratet 1922 erneut, und zwar den Baumeister Johann Sailer aus Kirchdorf an der Iller.

Süß: Der kleine Hans will damals Konditor werden. Daraus wird aber nichts, weil sein Stiefvater ihn zwingt, seinen eigenen Beruf zu lernen. So macht der junge Liebherr, der bis 1928 noch die Volksschule besucht hat, eine Lehre im Baugeschäft seines Stiefvaters, welche er 1931 im zarten Alter von 18 Jahren mit der Gesellenprüfung abschließt. In den folgenden Jahren wechseln sich Militärdienst und Lernen an der Baumeisterschule in Biberach ab, bis Hans Liebherr 1938 auch diese Prüfung besteht und den elterlichen Betrieb übernimmt. Ein Jahr später wird er erst einmal zum Kriegsdient eingezogen.
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Hans Liebherr


Im Krieg wird Liebherr sechs Jahre lang in Russland eingesetzt. Darüber hat er zeit seines Lebens allerdings nie viele Worte verloren. Als er kurz vor Kriegsende ein zweites Mal verwundet wird, kann er in einem Wiener Lazarett genesen und anschließend nach Hause zurückkehren. Dort steigt er, mitllerweile 30, sofort wieder in den Betrieb ein. Zudem heiratet Hans und gründet eine Familie: Noch 1945 kommt der kleine Hans zur Welt, gefolgt von Willi im Jahr 1947, Markus 1948, Isolde 1949 und Hubert 1950. Fünf Kinder in fünf Jahren. Nägel mit Köpfen.

Während dieser Zeit beschäftigt ihn vor allem eine Frage: Wie kann man die Plackerei, das schwere Arbeiten am Bau vereinfachen, erleichtern? So vieles muss wieder aufgebaut werden, so viel Schutt muss abtransportiert werden. Bei einem Auftrag des lokalen Energieversorgers, Brückenreste aus der Iller zu entfernen, behilft sich Liebherr noch mit Sprengstoff – aus alten Bomben. Sowohl Problem als auch Lösung: Hinterlassenschaften des Krieges. Die Zeit des Wiederaufbaus hat begonnen.

Der junge Liebherr erkennt den enormen Bedarf an Werkzeugen und Maschinen für den Bau. Die Baukrane, die man bis 1945 eingesetzt hatte, ähnelten eher Schiffskranen und konnten nur auf Großbaustellen eingesetzt werden. Gemeinsam mit mehreren Schlossern und Schmieden konstruiert er 1949 den ersten mobilen Turmdrehkran, der sich relativ einfach aufbauen lässt und außerdem auch für kleinere Baustellen geeignet ist. Am 19. August 1949 meldet er den „Fahrbaren Turmdrehkran“ mit der Typenbezeichnung TK 10 beim Deutschen Patentamt an und gründet die Hans Liebherr Maschinenfabrik. Der entscheidende Vorteil: Die Montage des TK 10 dauert lediglich zwei bis drei Stunden; die damaligen Krane mussten meist über mehrere Tage aufgebaut werden.
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Das Nachfolgemodell TK 3,6 des ersten Liebherr-Turmdrehkrans kommt 1950 auf den Markt


Doch bis es richtig rund läuft, benötigt der Firmengründer einiges Durchhaltevermögen. Als er seinen ersten mobilen Turmdrehkran 1949 auf der Frankfurter Herbstmesse vorstellt, droht dieser zu floppen. „Nach der Messe hätte ich eigentlich meine Fertigung im Kranbau wieder einstellen können“, erinnert sich Hans Liebherr später.
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Hans Liebherr 1953 in Kirchdorf


Unbeirrt setzt er seinen Weg fort. Die ersten Aufträge flattern rein. Die Kranfertigung läuft an, aus dem Baugeschäft wird ein Baumaschinenhersteller. Damit legt der gelernte Maurer, der Müllerssohn aus Bayrisch-Schwaben, den Grundstein für ein Imperium. Was ihn über die Jahre hinweg auszeichnet, ist seine Geradlinigkeit und seine Bodenständigkeit; Werte, die auch heute bei Liebherr noch etwas gelten.

Behutsam expandiert Liebherr beizeiten, sowohl in neue Geschäftsfelder – Es gibt nicht genug Zahnräder? Dann fertigen wir selber welche. – als auch in neue Standorte und Länder. So baut Liebherr Anfang der 50er Jahre selbst Wälzfräsmaschinen zur Zahnradherstellung. 1953 mietet er einen Seilbagger und wundert sich über das exorbitant hohe Gewicht der Maschine, um die 30 Tonnen, und ihre geringe Leistungskraft. Kurzum: Einige Monate später nur stellt Liebherr seinen ersten Hydraulikbagger vor, den L300, eine Sensation damals. 1954 wird er, der nur 7,5 Tonnen wiegt und viel stärker ist als die Seilbagger zuvor, in Serie gefertigt.
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Der erste Hydraulibagger Europas: Liebherrs L300


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Werbung für Liebherr-Külschränke in den 1950er Jahren


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Der Dekan der Technischen Hochschule Aachen Prof. Dr. Weyres (l.) verleiht Hans Liebherr die Ehrendoktorwürde


Und so kommen im Lauf der Jahre viele weitere Branchen und Produkte hinzu: Kühlschränke, Betonmischer, Container-, Werft- und Spezialkrane... So wird der unermüüdliche Tüftler ein Meister der Diversifikation, lange bevor es dieses Schlagwort überhaupt gibt. 1960 steigt er sogar in die Luftfahrttechnologie ein. Ende der 50er Jahre eröffnet Liebherr mit Killarney in Irland den ersten Auslandsstandort. Weitere Produktions- und Vertriebsgesellschaften folgen, unter anderem in Österreich, Frankreich, der Schweiz, Großbritannien und Südafrika. Das Unternehmen wächst beispielllos. Nach nur einem Jahrzehnt beschäftigt Liebherr knapp 2.400 Menschen.
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Der Unternehmer 1971 in Biberach


Breit aufgestellt, aber immer solide mit Eigenkapital finanziert. So wahrt der Unternehmer seine Unabhängigkeit. Dabei bleibt er stets bescheiden. Als ihm 1964 von der TH Aachen die Ehrendoktorwürde verliehen wird, sagt er: „Sie wissen ja, ich bin eigentlich nur Maurermeister.“ Da fertigt sein Werk in Biberach Monat für Monat 125 Krane, also 1.500 übers Jahr. Das entspricht damals ca. 60 Prozent der gesamten deutschen Kranproduktion. Ende der 60er Jahr, 20 Jahre nach der Firmengründung, beschäftigt Liebherr an die 6.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weltweit.
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Urvater der Liebherr-Mobilkrane: Der AK 40 kann bis zu sechs Tonnen heben


Und 1969 passiert Entscheidendes, Stichwort: Ehingen.Liebherr expandiert nicht nur außerhalb, sondern auch innerhalb Deutschlands und gründet die Liebherr-Werk Ehingen GmbH. Das Unternehmen schwingt sich auf zum führenden Anbieter von Mobil- und Raupenkranen. 1977 stellt das Unternehmen mit dem LTM 1025 den weltweit ersten All-Terrain-Mobilkran für den kombinierten Straßen- und Geländeeinsatz vor.

1970 erfolgt der Schritt nach Übersee. 1976 dann zieht sich Hans Liebherr aus dem Tagesgeschäft zurück und holt seine Kindern nach und nach in die Firmenleitung; doch bis zuletzt trägt er die unternehmerische Gesamtverantwortung für die Firmengruppe. Neben Isolde und Willi Liebherr in zweiter Generation sind seit 2012 die Hans-Liebherr-Enkel in der Firmenleitung tätig.
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Hans Liebherr 1970


Am 7. Oktober 1993 stirbt Hans Liebherr im Alter von 78 Jahren. Seine Kinder übernehmen zu diesem Zeitpunkt ein Unternehmen mit 46 Gesellschaften, 15.000 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von über vier Milliarden D-Mark.

Heute setzt die weit verzweigte Firmengruppe knapp neun Milliarden Euro im Jahr um und beschäftigt mehr als 41.000 Personen. Wenn das Hans Liebherr gewusst hätte...

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