27.07.2023

Scheuerle-Module landen bei Friderici

Der Schweizer Spezialist für Schwertransporte Friderici Spécial hat erstmals SPMT-Module von Scheuerle beschafft, und zwar vier SPMT PowerHoss 260 mit jeweils sechs Achslinien und 256 Tonnen Nutzlast.

Die vier Einheiten sollen als Ersatzfahrwerk für zwei Portalkrane dienen, die bei der Erneuerung der Landebahn des Genfer Flughafens eine wesentliche Rolle spielen. Damit alles reibungslos ablaufen kann, hat Friderici den Einsatz zunächst geübt: einmal mit Transformatoren, zum anderen mit den Bauteilen einer Tunnelbohrmaschine – und dabei gleich eine Schweizer Premiere hingelegt.

Seit April mussten die Module des Schweizer Schwergutlogistiker ihre Leistungsfähigkeit und ihr Handling gleich mehrfach unter Beweis stellen. „Um ehrlich zu sein, ich hatte keine Ahnung, wie sich ein SPMT PowerHoss fährt. Aber jetzt kann ich sagen: Es ist unglaublich, wie gut sich der Modultransporter steuern lässt. Er kann präzise gelenkt und leicht an die Last und die Fahrbahnneigung angepasst werden“, lobt Stéphane Friderici, Geschäftsführer des familiengeführten Schweizer Unternehmens, nach vollbrachten Taten. Doch der Reihe nach.
Einer der beiden Transformatoren

(1) Trafo-Transporte
Zunächst beförderte der Betrieb zwei Transformatoren mit Gewichten von 100 und 147 Tonnen nach Martigny im Kanton Wallis. Die finale Etappe des Einsatzes führte über eine öffentliche Straße, etwa 500 Meter lang – eine Schweizer Premiere. „Dafür ist die Bewilligung der Motorfahrzeugkontrolle Schweiz (MFK) nötig. Diese hat sie dem SPMT PowerHoss auch erteilt“, berichtet der Firmenchef.

(2) Demontage einer Tunnelbohrmaschine
Eine weitere Feuertaufe erlebte der Neuzugang in der Flotte des Schweizer Transportunternehmens während der Demontage einer Tunnelbohrmaschine im Hochwasserentlastungsstollen Sarneraatal im Kanton Obwalden. Bei diesem Auftrag ging es um jeden Meter. „Wir hätten den Bohrkopf aufgrund seines Gewichts von 88 Tonnen und seiner Größe – 14 Meter Länge und 6 Meter Breite – auch mit einem unserer Modulanhänger befördern können. Doch der Platz reicht an manchen Bereichen der Transportstrecke für einen Zugverband mit Modulachslinien nicht aus“, erklärt Stéphane Friderici.
Teile der Tunnelbohrmaschine werden aus dem Tunnel manövriert

Das betrifft vor allem den Zugangsbereich des Wasserrückhaltestollens, ein mit Spundwänden geschütztes Becken mit etwa 15 Metern Länge, direkt vor dem See. Das war gerade genug Platz, um auch ein Maschinenrohr mit 190 Tonnen Gewicht und 14 Metern Länge auf dem SPMT aus dem Stollen herauszubringen.

Schlussendlich verlief der Modultransport der beiden Tunnelbohrmaschinenteile wie geplant. Der kompakte, nur zwölf Meter lange und 2,99 Meter breite Plattformtransporter bewältigte während beider Einsätze auch die Engstelle vor dem Tunnelausgang. „Die Manövrierfähigkeit des SPMT PowerHoss ist fast unglaublich, das Handling beeindruckend leicht. Er ist wie gemacht für Einsätze in Tunneln, Stollen, Hallen und ähnlichen Räumen, worin der Platz für das Manövrieren begrenzt ist“, findet Friderici.
Schwierig war die Engstelle vor dem Tunnelausgang

(3) Erneuerung der Landebahn
Nun, da das Team von Friderici Spécial im Umgang mit dem SPMT PowerHoss geübt war, konnte der heikle Einsatz am Genfer Flughafen beginnen. Dort wird fortlaufend die Landebahn erneuert. Dabei werden 8 x 15 Meter große Betonplatten, jeweils 180 Tonnen schwer, aus der alten Piste herausgenommen und Stück für Stück durch neue vorgefertigte Platten ersetzt. Da der Genfer Flughafen über nur eine Landebahn verfügt, finden die Wartungsarbeiten immer nachts statt (Stichwort: Nachtflugverbot), damit der Flugbetrieb nicht gestört wird.

Bislang wurden dafür zwei mobile Portalkrane eingesetzt, die wechselweise eine Betonplatte an- beziehungsweise abtransportiert haben. Doch die beiden Hebezeuge sind inzwischen in die Jahre gekommen. Probleme bereiten vor allem die Fahrwerke, sodass seitens Scheuerle die Idee ins Spiel gebracht wurde, diese durch SPMT zu ersetzen – jeweils zwei pro Portalkran. Kran und Ladegut bringen zusammen rund 300 Tonnen auf die Waage, sodass zwei SPMT PowerHoss 260 mit insgesamt 512 Tonnen zum Einsatz kamen.

„Es ist den TII-Experten gelungen, nicht nur uns, sondern auch die Verantwortlichen des Flughafenbetreibers von ihrem Konzept zu überzeugen und Vorbehalte auszuräumen“, lobt Stéphane Friderici. Dazu trug auch ein Konzept für den Notbetrieb bei, um im Falle eines Falles den Flugbetrieb nicht lahmzulegen. Denn die Krane dürfen unter keinen Umständen auf der Landepiste liegenbleiben. Deshalb wurden die Module mit speziellen Verbindungselementen ausgerüstet, um sie im Notfall mit einem Flughafenschlepper wegfahren zu können.

Der Auftrag des Genfer Flughafens ist auch sonst kein ganz alltäglicher: Er wird voraussichtlich mehrere Jahrzehnte dauern.

Kommentare