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29.02.2004

Pionier der Arbeitsbühnenvermietung

Seit über 30 Jahren ist die Mateco AG im Arbeitsbühnenmarkt aktiv. Rüdiger Kopf sprach mit Wolfgang Roth, dem Vorstandsvorsitzenden der Mateco AG, über die momentane Situation.

VN: Mateco hat sich in den letzten 30 Jahren von einem regionalen zu einem bundesweit agierenden Unternehmen gewandelt und die einzelnen Regionen mit eigenen Geräten bedient. Ist das eigene Netz in Deutschland flächendeckend?

Roth: Die Mateco AG und natürlich Gardemann gehören zu den Pionieren der Vermieter im Arbeitsbühnenbereich. Beide Unternehmen haben sich bundesweit ausgedehnt mit unterschiedlichen regionalen Schwerpunkten in Deutschland. Wir können unsere Kunden flächendeckend in Deutschland bedienen. Allerdings haben wir ein gewisses Defizit im Raum München beziehungsweise Bayern. Diesen Mangel werden wir entsprechend unserem Businessplan im Jahr 2005 beheben. Auch hier bietet sich neben der Eröffnung einer eigenen Niederlassung eine Kooperation als Alternative an.

VN: Die letzten zwei Jahre konsolidierte sich der Arbeitsbühnenmarkt in Deutschland. Wie hat Mateco darauf reagiert?

Roth: Die eingeleitete Konsolidierung, die meiner Meinung nach noch nicht abgeschlossen ist, ist ja nicht nur die Folge von hoher Verfügbarkeit von Geräten. Nicht nur die extrem hohen Investitionen der bereits am Markt tätigen Vermieter innerhalb von zwei bis drei Jahren, sondern auch neue Marktteilnehmer mit neuen Geräten und die parallel dazu sich negativ entwickelnde Konjunktur, speziell im Bereich der Baubranche, haben zu dieser Situation beigetragen. Die starke Ausweitung der Vermietparks der Marktteilnehmer hat - so reagiert die Marktwirtschaft - zu einer negativen Veränderung der Preislandschaft geführt.
In den Jahren 2001 und 2003 sind Investitionen im Wesentlichen nicht mehr erfolgt oder doch erheblich zurückgegangen. Die Preisproblematik stellt sich in erster Linie im Bau- und Baunebengewerbe. Mateco hat deshalb in diesem Bereich lediglich vorsichtige Ersatzinvestitionen vorgenommen und wir haben aber 2003 für unsere Kunden und Mitarbeiter deutlich gemacht, dass wir den Markt der LKW-Arbeitsbühnen weiter als starken Wachstumsmarkt ansehen und unseren Kunden rund 30 LKW-Arbeitsbühnen zusätzlich zur Verfügung gestellt haben. Inzwischen hat sich diese Maßnahme innerhalb der Konsolidierung der Branche als richtig erwiesen. Natürlich haben auch wir das Unternehmen von der Kostenseite, aber auch im Bereich des Vertriebs, den Veränderungen angepasst. Wir haben diese Entwicklung als Herausforderung an unser System der sozialen Marktwirtschaft begriffen und angenommen.

VN: Sie sind mit RingLift eine Kooperation eingegangen. Kann Mateco nicht mehr aus eigenen Stücken agieren?

Roth: Umgekehrt wird eher ein Schuh daraus. Die beiden verantwortlichen Manager Joachim Metzner und Wolfgang Dahms haben bei uns angefragt - da wir ja schon seit Jahren mit verschiedenen Kooperationspartnern zusammenarbeiten - ob eine Möglichkeit einer Kooperation bestehe. Wir haben intensive Gespräche geführt und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass für RingLift, gerade in der Aufbauphase, ein starker Partner Sinn macht. Darüber hinaus haben Mitglieder von RingLift bereits vor dieser Kooperationsvereinbarung mit uns zusammen gearbeitet.
Sie sehen also, Mateco ist hier mehr unterstützend tätig, wobei wir natürlich in den Regionen, in denen unsere Präsenz nicht ausgeprägt ist, gern die Abwicklung von Aufträgen in die Hände unserer Branchenkollegen legen.

VN: Warum mit RingLift und nicht beispielsweise mit Gardemann oder System Lift?

Roth: Die Zusammenarbeit mit RingLift hat für uns den Vorteil, dass die dortigen Partner in den Regionen tätig sind, die von uns nur mäßig bearbeitet werden, weil wir dort über keine Niederlassungen verfügen. Bei Gardemann ist es so, dass wir mehr oder weniger an den gleichen Standorten tätig sind, so dass eine Kooperation auf diesem Feld wenig Effekt hätte. Ich könnte mir aber vorstellen, dass es in anderen Bereichen durchaus Synergien geben könnte.

VN: Ist „Kooperation“ ein freundlicheres Wort für Fusion?

Roth: Kooperation und Fusion haben zwei völlig unterschiedliche Stoßrichtungen. Bei der Kooperation bleibt die wirtschaftliche und unternehmerische Selbstständigkeit in jedem Fall erhalten. Also bleibt der Nutzen für die wirtschaftliche Zusammenarbeit und für die Optimierung bei der Abarbeitung von Kundenaufträgen.

VN: Wandelt sich die Szene der Vermieter? Haben flächendeckend agierende Unternehmen noch eine Zukunft?

Roth: Wir gehen davon aus, dass beide Systeme ihre Berechtigung am Markt haben. Die Anforderung der Nutzer haben sich in den letzten Jahren erheblich geändert und zwar in Richtung bundesweite Abwicklung von Arbeiten, da auch unsere Kunden in zunehmendem Maße bundesweit agieren und teilweise ja auch über die Grenzen hinaus in den europäischen Mitgliedsländern. Aber den Markt vor Ort, den wird es auch in Zukunft geben.

VN: Ist die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen alleine aus dem Wunsch entstanden, bundesweit vertreten zu sein oder spielt die zunehmende Vielfalt der Arbeitsbühnen mit eine Rolle?

Roth: Wie gesagt: Es ist unter Umständen sinnvoller, den Auftrag für alle Beteiligten von einem Kooperationspartner durchführen zu lassen, als ihn mit mangelhaften Deckungsbeiträgen selbst auszuführen. Natürlich spielt auch das Thema „Nischengeräte“ eine Rolle. Invest und Auslastung müssen deckungsbeitragsfähig sein, ansonsten wäre es sinnvoll, diese Spezialanforderungen durch Kooperationspartner ausführen zu lassen.

VN: Die im Allgemeinen größte Befürchtung bei der Weitergabe von Arbeiten ist, dass der Wettbewerber den eigenen Kunden und vor allem der Kunde den Wettbewerber kennen lernt. Sind das Hirngespinste oder steckt ein Stück Wahrheit dahinter?

Roth: Gerade deshalb ist es wichtig mit welchen Partnern man zusammenarbeitet. Da müssen schon einige Anforderungen zum Beispiel an den Gerätepark, den Organisationsgrad und die Philosophie des Unternehmens beziehungsweise den Unternehmer gestellt werden. Wenn diese Voraussetzungen geschaffen sind, wird es in diesem Bereich keine gravierenden Probleme geben. Dies zeigt jedenfalls die Zusammenarbeit mit den jetzigen Kooperationspartnern.

VN: Welchen Einfluss haben die steigenden Transportkosten auf solche Kooperationen?

Roth: Sicherlich ist es so, dass hier die Schmerzgrenze noch nicht erreicht ist. Wir sehen hier ein besonderes Feld der Kooperationsmöglichkeiten in den nächsten ein bis zwei Jahren, um den Kunden pünktlich, professionell und kostengünstig zu bedienen und darüber hinaus die Subventionen für diesen Bereich zumindest zu minimieren, wenn nicht sogar Kostendeckung zu erreichen. Hier findet doch zur Zeit eine versteckte Rabattierung unseres Kerngeschäftes statt.

VN: Welche Konsequenzen ergeben sich für Mateco durch den deutlichen Wandel bei den Herstellern?

Roth: Die Auswirkungen werden wir voraussichtlich erst in einem Jahr beurteilen können. Die Hersteller haben vermutlich das Problem, dass sich ihre Produktpalette ziemlich gleicht und dadurch die technische Entwicklung weniger als der Preis zur Sicherung der Marktanteile beiträgt. Ich meine, Hersteller und Vermieter müssen sich noch enger über den Kundennutzen austauschen, um innovative Produkte zur Mehrung des Kundennutzen anbieten zu können.

VN: Hersteller im Vermietgeschäft - eine Chance oder eine Gefahr?

Roth: Ich gehe davon aus, dass es sich bei der Entscheidung der Hersteller, sich in diesen Markt einzukaufen oder durch Neugründungen aktiv zu werden, immer um eine strategische Entscheidung zur Sicherung des Verkaufs der eigenen Produkte handelt. Um die Bedürfnisse des Marktes noch genauer kennen zu lernen, stehen ihnen ihre Kunden - ob als Vermieter oder Endabnehmer - zur Verfügung. Somit gibt es außer der Absicherung des Verkaufs der eigenen Produkte keinen plausiblen Grund.

VN: Was sind die Voraussetzungen, um als Arbeitsbühnenvermieter auch das Jahr 2005 zu überleben?

Roth: Die Arbeitsbühnenvermieter werden nicht nur das Jahr 2005 überleben. Der Markt wird nach der Konsolidierung und im Hinblick auf die wirtschaftlichen Prognosen weiter wachsen, wenn auch nicht in dem Tempo, wie Mitte der 80er und 90er Jahre. Die Unternehmen werden schlanker in der Verwaltung und effizienter im Vertrieb. Darüber hinaus besteht bei einigen Unternehmen ein gewisser Investitionsstau. Die Entwicklung der Unternehmen wird sehr differenziert vor sich gehen, nach der jeweiligen Zielsetzung der Unternehmer beziehungsweise des Managements und der Shareholder. Ich meine, es wird Firmenkonjunkturen geben, an denen sich jene wiederfinden werden, die in den vergangenen zwei bis drei Jahren ihre Hausaufgaben gemacht haben. Der natürliche Ausleseprozess wird auch nicht vor unserer Branche halt machen. Wir werden einem laufenden Veränderungsprozess ausgesetzt sein, den wir annehmen müssen, um diese Veränderung als Chance zur Neuausrichtung unserer Unternehmen zu verstehen.

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